Jedes Mal, wenn ich auch nur in die Nähe einer Drogerie komme, schreit er mich an. ›Kauf mich. Kauf mich. Kauf mich.‹ Na gut, denkt sich Mutti, Kauf ich dich eben.
Aber wisst ihr, was das Problem ist?
Richtig, die Farbe, oder einen ähnlichen Ton habe ich mindestens schon fünfzehn
Mal im Schrank stehen. Nicht dass mir der Platz ausgeht, nein, aber
wenn ich abends beim Essen sitze, mich mit meinem Mann unterhalte,
und irgendwann das Gespräch (verdammt, ich hätte es besser wissen
müssen) auf diese verdammt belanglosen Sachen kommt ... nun, dann
zeige ich ihm stolz meinen neuen Lack und er sagt: »Der ist rot.«
»Nein«,
lautet meine Antwort, begleitet von energischem Kopfschütteln. »Der
ist Rubin Red.«
»Rot.«
»Nein
Schatz« (Man(n) übt sich ja in Geduld) »Der ist« (die Stimme
ändert sich zur Ich-Erkläre-Dir-Wie-Die-Welt-funktioniert-Tonlage,
»Rubin Rot.«
»Für
mich ist das einfaches, schlichtes rot.« Hat er gerade ernsthaft
mein neues Baby ... unser neues Familienmitglied als ... einfach nur
ROT abgetan?
Augenrollend, widerstrebend, weil man das Abendessen – man hat ja eh kein Hunger mehr, weil die Hose schon spannt, nachdem man sich heute 2 Packungen Ferrero Küsschen reingestopft hat –, unterbrechen muss, begibt man sich auf den weiten Weg zum Bad. Nachdem man einige Minuten gekruscht hat, sich die wenigen ... okay, in Wahrheit ist es ein ganzer Schuhkarton voll, Nagellacke unter den Arm geklemmt hat und zurück geht, hat der Mann natürlich weiter gegessen … Ich meine. Hallo? Haben wir nicht gerade ein wirklich ernstes Thema?
»Das machst du nicht wirklich.« Entsetzen, blankes Entsetzen ... die Angst vor dem Tod. Sein Blick huscht hin und her, während er versucht, einen Fluchtweg zu finden, aber ich ... ganz die Ehefrau, die er sich immer gewünscht hat ... ziehe seinen Stuhl zurück (wenn ich nicht esse, braucht er auch nichts), setze mich auf seinen Schoß (natürlich nicht auf diese heiße Roman - Protagonisten - Sexy - Weise) und breite mein Nagellacksortiment vor ihm aus. Ich sortiere erst einmal grob nach Grundfarben, nur um dann den Stapel mit den meisten Lacken (natürlich die Roten, aber ich würde das nie zu geben) zu uns ran zu ziehen. Seine Hände an meiner Hüfte graben sich in mein Fleisch und diese entsetzte Panik »Was macht diese Irre Frau, bei der ich ja gesagt habe gerade mit mir?« steht ihm im Gesicht. Natürlich (ich bin ja wirklich ein sehr geduldiger Mensch - nicht.) erkläre ich ihm den Unterschied.
»Siehst du? Das hier nennt sich Blood!« Seine Augen weiten sich. »Und das hier ist Cherry.« Ich wedel wieder mit einem Fläschchen vor seinem Gesicht rum, was nebenbei bemerkt absolut sinnlos ist, da es bereits Dunkel ist und wir nur Kerzen (ich liebe ja Romantik *kotz*) anhaben, was ja zum Essen reichen würde. Es ist wohl auch besser, wenn er nicht sieht, was ich ihm vorsetze, aber egal. Der arme Kerl. Jedenfalls, er kaut leicht nervös auf seiner Unterlippe, denn offenbar will ich von ihm, dass er einen Unterschied zwischen beschissener roter Farbe die ›Blood‹ heißt und ›Cherry‹ erkennt. Strahlend lächelnd, wie eine Einser-Schülerin, sitz ich auf seinem Schoss, heb ihm die Fläschchen unter die Nase und nickte ihm mehrmals aufmunternd zu, wie eine verdammte Comic Figur. Seine Augen huschen nervös hin und her und in diesem Moment ... resigniere ich. Bitter. Aber ich tu es. Er sieht den Unterschied nicht, er sieht es nicht ... aber halt nein! Was ist das? Ich habe ja noch andere Farben!
Augenrollend, widerstrebend, weil man das Abendessen – man hat ja eh kein Hunger mehr, weil die Hose schon spannt, nachdem man sich heute 2 Packungen Ferrero Küsschen reingestopft hat –, unterbrechen muss, begibt man sich auf den weiten Weg zum Bad. Nachdem man einige Minuten gekruscht hat, sich die wenigen ... okay, in Wahrheit ist es ein ganzer Schuhkarton voll, Nagellacke unter den Arm geklemmt hat und zurück geht, hat der Mann natürlich weiter gegessen … Ich meine. Hallo? Haben wir nicht gerade ein wirklich ernstes Thema?
»Das machst du nicht wirklich.« Entsetzen, blankes Entsetzen ... die Angst vor dem Tod. Sein Blick huscht hin und her, während er versucht, einen Fluchtweg zu finden, aber ich ... ganz die Ehefrau, die er sich immer gewünscht hat ... ziehe seinen Stuhl zurück (wenn ich nicht esse, braucht er auch nichts), setze mich auf seinen Schoß (natürlich nicht auf diese heiße Roman - Protagonisten - Sexy - Weise) und breite mein Nagellacksortiment vor ihm aus. Ich sortiere erst einmal grob nach Grundfarben, nur um dann den Stapel mit den meisten Lacken (natürlich die Roten, aber ich würde das nie zu geben) zu uns ran zu ziehen. Seine Hände an meiner Hüfte graben sich in mein Fleisch und diese entsetzte Panik »Was macht diese Irre Frau, bei der ich ja gesagt habe gerade mit mir?« steht ihm im Gesicht. Natürlich (ich bin ja wirklich ein sehr geduldiger Mensch - nicht.) erkläre ich ihm den Unterschied.
»Siehst du? Das hier nennt sich Blood!« Seine Augen weiten sich. »Und das hier ist Cherry.« Ich wedel wieder mit einem Fläschchen vor seinem Gesicht rum, was nebenbei bemerkt absolut sinnlos ist, da es bereits Dunkel ist und wir nur Kerzen (ich liebe ja Romantik *kotz*) anhaben, was ja zum Essen reichen würde. Es ist wohl auch besser, wenn er nicht sieht, was ich ihm vorsetze, aber egal. Der arme Kerl. Jedenfalls, er kaut leicht nervös auf seiner Unterlippe, denn offenbar will ich von ihm, dass er einen Unterschied zwischen beschissener roter Farbe die ›Blood‹ heißt und ›Cherry‹ erkennt. Strahlend lächelnd, wie eine Einser-Schülerin, sitz ich auf seinem Schoss, heb ihm die Fläschchen unter die Nase und nickte ihm mehrmals aufmunternd zu, wie eine verdammte Comic Figur. Seine Augen huschen nervös hin und her und in diesem Moment ... resigniere ich. Bitter. Aber ich tu es. Er sieht den Unterschied nicht, er sieht es nicht ... aber halt nein! Was ist das? Ich habe ja noch andere Farben!
Hektisch
greifen meine Finger – natürlich mit roten Nägeln – nach den
anderen, unterschiedlich geformten Flaschen. Ich heb ihm in
Lichtgeschwindigkeit ›Redwine‹ ›Rouge Noir‹ ›Apple‹
›Rubin‹ ›Sangria‹ ›Red Velvet‹ und sogar ›Strawberry
Jam‹ unter die Nase ... und er? Er sieht es nicht einmal. Herrgott,
da war sogar Dior und Chanel dabei und ... ihn interessiert es nicht.
Ist das zu fassen? Ich verwende Stunden, Tage, Wochen meines Lebens
damit mir die Fingernägel zu lackieren, sorgsam die Farbe
auszuwählen und er sieht keinen verdammten Unterschied?
»Babe«,
sagt er lässig in diesem Ton, der mich normalerweise wirklich
anturnt. »Das ist einfach rot!« Ehe mir auch nur die Tränen in die
Augen schießen können, löst er meine verkrampften Finger und
stellt die einzelnen Flaschen wieder auf den Tisch. Mein Abend ist
zerstört. Mein Leben ist zerstört, er versteht den Unterschied
nicht.
Seufzend
will ich aufstehen, will meine Babys in Sicherheit bringen ... er
soll sie nicht einmal anschauen, er soll nicht einmal wissen, dass
sie existieren ... wenn er sie nicht zu schätzen weiß. Wie ein
geschlagener Hund, räum ich die Kiste ein und stell sie zur Seite.
›Sollte ich über Scheidung nachdenken?‹ Frage ich mich
insgeheim, als er die absoluten, perfekten Zauberworte sagt. »Kauf
dir ein paar Schuhe.«
Mein
Blick schießt nach oben. Meint er das ernst? Verarscht er mich? Oder
will er wirklich ... soll ich? Was nur? Doch ehe ich mich darüber
versichern kann, dass er das Ganze ernst meint, isst er wieder in
aller Ruhe und sieht mich nicht mehr an. Thema abgeschlossen.
Wieso verstehen Männer nicht, dass wir so viel – meiner Meinung nach verschwendete – Energie in so verdammten Schwachsinn wie Nagellacke zu stecken? Oder deren Farben? Oder wo wir sie kaufen?
Wieso, ist es den Jungs einfach scheiß egal, welche Farbe unsere Nägel haben?
Wieso ... denkt eine Frau, dass sie die ganze Farbpalette braucht? Denn sind wir mal ehrlich, rot ist verdammte scheiße nochmal, einfach nur rot. Wieso kann ein Mensch nicht damit zufrieden sein, wenn er nur eines hat? Nur einen Lack von jeder Farbe?
Ganz
einfach, weil es uns vorgelebt wird. Weil es von uns irgendwie sogar
erwartet wird. Weil wir alle Opfer von Konsumgütern sind ... Weil
uns gesagt wird, wie wir auszusehen haben. Du hast abgekaute Nägel?
Ohhh, ist ja ekelhaft. Du hast die Farbe vom letzten Herbst? Meine
Güte du gehst ja gar nicht mit dem Trend. Du trägst die Nägel in
Natur? Hilfe, bist du pleite?
Wieso
genügt es uns nicht, dass wir Menschen in unserem Leben haben, denen
es scheißegal ist, welche verdammte Farbe unser Nagellack hat?
Vielleicht weil wir Frauen sind und es uns irgendwie in den Genen liegt, dass wir uns zu Gefunkel und schönen Farben hingezogen fühlen ... Das wäre doch eine legitime Ausrede, oder? ;)
Vielleicht weil wir Frauen sind und es uns irgendwie in den Genen liegt, dass wir uns zu Gefunkel und schönen Farben hingezogen fühlen ... Das wäre doch eine legitime Ausrede, oder? ;)
Gebitcht
by Emily Key
Bilder by Stutterstock - lizensfrei
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Ich hab die große Ausnahme. Meiner sagt immer, mach doch mal rosa, so Mädchen-Farben.Und ich muss dann immer sagen "Schatz, für mich ist schlamm, schwarz und Mahagoni fröhlich" hahaha. Soll er sich doch die Nägel in Bonbon lackieren.
AntwortenLöschenHahahaha :-D ja, so ein Exemplar hab ich auch daheim. Aber dafür lackiert er seiner Tochter (3) jede Ihrer Wunschfarben.. liegt vlt daran, dass sie "grün","rot", "pink" und "blau" auch nicht unterscheidet ��
AntwortenLöschenIch habe zwar .. mein letzter Stand Nagellack zählen ist ein halbes Jahr her ... bei ungefähr 100 verschiedenen Farben, aber ich trage seit ungefähr 3 Jahren immer ein fröhliches schwarz. Dementsprechend scheiß was auf die Konsumgesellschaft, Pastellkackeinhornfarben und jeder sollte das tragen was er mag. Jeder der sich monatlich für 10€ die Vogue kauft nur um zu wissen, welchen Mörtel man sich gerade in die Fassade schmiert, hat für mich eh nicht mehr alle Latten am Zaun :)
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